Fragen und Antworten

10250: Warum gibt es in FBS mehrere Rundungsregeln, und warum sind diese für verschiedene Fahrplanunterlagen unterschiedlich voreingestellt?

Traditionell wird unterschieden zwischen "öffentlichen" und "innerbetrieblichen" Fahrplanunterlagen, und traditionell kommen für beide Arten unterschiedliche Rundungsregeln zur Anwendung. In Deutschland waren dies typischerweise die Regel "alles abrunden" für innerbetriebliche und die "verkehrliche Rundungsregel" für zu veröffentlichende Fahrplanunterlagen.

Die verkehrliche Rundungsregel rundet quasi immer "auf die sichere Seite": Abfahrtszeiten werden ab- und Ankunftszeiten werden aufgerundet. Die Fahrzeit wird dadurch im Zweifelsfall länger, die Aufenthaltszeit kürzer. Würde man dem Reisenden gegenüber die Ankunftszeit ab- und nicht aufrunden, würde es immer wie Verspätung aussehen, und ein eventueller Übergang wird scheinbar eine Minute länger, als die Übergangszeit wirklich ist - das wäre nicht gerade auf der sicheren Seite.

(Als Ausnahme gilt bei dieser Regel, dass Ankunftszeiten ab- und nicht aufgerundet werden, wenn bei Aufenthalten kleiner als eine Minute sonst die Abfahrtszeit vor der Ankunftszeit läge, also ein scheinbar negativer Aufenthalt entstünde.)

Öffentliche Fahrplanunterlagen, für die diese Regel in Frage kommt, sind typischerweise der Tabellenfahrplan (Kursbuch) und der Aushangfahrplan.

Für die übrigen, innerbetrieblichen Fahrplanunterlagen - also Bildfahrplan, Buchfahrplan, Umlaufplan usw. - war es hingegen üblich, mathematisch oder alles abzurunden. Möglicherweise ist der Grund dafür, dass Eisenbahner untereinander "ehrlicher" sein wollen, möglicherweise war ihnen die verkehrliche Regel mit ihrer o.g. Ausnahme auch einfach nur zu kompliziert - wir kennen den Grund für diese andere Vorgehensweise nicht. Wahrscheinlich ist, dass die verkehrliche Regel erst nachträglich, möglicherweise nach negativen Erfahrungen mit vermeintlichen Verspätungen, eingeführt, jedoch nicht weiter als unbedingt notwendig ausgedehnt wurde.

Heute ist es in Deutschland allgemein üblich, für alle Fahrplanunterlagen die Rundungsregel "alles abrunden" zu verwenden: Eine Diskrepanz zwischen den verschiedenen Fahrplanunterlagen aufgrund unterschiedlicher Rundungsregeln wird eher als Fehler empfunden, möglicherweise auch aufgrund der zunehmenden Anzahl "fachfremder" Personen auf fahrplantechnologischem Gebiet.

Als Anwender von FBS können und müssen Sie selbst entscheiden, welche Rundungsregel Sie für welche Fahrplanunterlage anwenden wollen. Bei der ersten Fahrplanunterlage jeder Art sind von FBS die traditionellen Regeln voreingestellt (also die verkehrliche Regel für Tabellen- und Aushangfahrplan und mathematisch oder alles abrunden für die übrigen Fahrplanunterlagen). Bei weiteren Fahrplanunterlagen wird die Rundungsregel von der vorherigen Fahrplanunterlage der gleichen Art übernommen, sodass die Voreinstellung nicht mehrfach geändert werden muss.

Vor dem Ausdruck eines Bildfahrplans kann man die nur für diesen Ausdruck gültige Rundungsregel noch wechseln. Hiermit wird dem häufigen Bedarf Rechnung getragen, dass man normalerweise den Bildfahrplan mit 1/10-Minuten-Anzeige bearbeitet, aber auf ganze Minuten gerundet ausgeben möchte.

Um einheitliche Minutenangaben in allen Fahrplanunterlagen zu erhalten, kann alternativ zu dem o.g. einheitlichen Anwenden von alles abrunden durchaus auch in Frage kommen, die inhaltlich "bessere" verkehrliche Regel oder das mathematische Runden einheitlich zu verwenden. Für strategische (langfristige) Projekte - insbesondere mit Linientaktkarten - ist es daher auch üblich und von uns empfohlen, alle Zeiten mathematisch zu runden. Hier tritt der Aspekt der scheinbaren Verspätungen in den Hintergrund gegenüber einer allgemeinen "Ungenauigkeit" von langfristig im Voraus berechneten Fahrzeiten.

Anmerkung: Die gelegentlich sichtbare interne Genauigkeit der FBS-Fahrzeitberechnungen von 1/1000 Minuten ist nicht von der eingestellten Rundungsregel betroffen, sondern dient ausschließlich dem Reduzieren eines Rundungsfehlers. Die interne Genauigkeit wird daher immer zunächst kaufmännisch auf 1/10 Minuten gerundet. Die vom Anwender eingestellte Rundungsregel betrifft lediglich die Frage, wie von 1/10 Minuten auf ganze oder halbe Minuten gerundet werden soll.

Zuletzt aktualisiert am 18.03.2020 von iRFP Support.

Zurück